Schon letztes Jahr war Innenminister Thomas Strobl (CDU) ganz aus dem Häuschen vor Freude. Die Kriminalität ging zurück – er muss also ein super Innenminister sein. Die Tatsache, dass es zu mehr Vergewaltigungen kam, zu mehr Menschenhandel, zu mehr Rauschgiftdelikten, usw. ignorierte er einfach. (Ein paar Zitate direkt auf seinem Bericht finden Sie hier.) Die Gesamtstraftaten zu vergleichen ist dementsprechend nicht sehr aussagekräftig. Ähnlich ist es dieses Jahr.

Innenminister Strobl lobt sich am Freitag wieder selbst für die hohe Sicherheit und wird dasselbe demnächst (am 03. April) noch im Landtagsplenum wiederholen. Das Polizeipräsidium Heilbronn, welches auch für den Neckar-Odenwald-Kreis zuständig ist, erklärte zu Beginn der Woche ebenso, dass die Sicherheit auf fast schon unschlagbar hohem Niveau ist. Die Presse übernimmt diese Behauptungen dann auch fast unreflektiert, statt sich die Berichte im Detail anzusehen.

Beispiele für Baden-Württemberg:

  • Aggressionsdelikte nahmen zu!
  • Gewaltkriminalität im öffentlichen Raum nahm zu!
  • Delikte im öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) nahmen zu!
  • Sexualstraftaten nahmen massiv zu!
  • Rauschgiftkriminalität nimmt seit 8 Jahren zu!
  • Die Terrorismusbedrohung nahm zu!
  • Die Gewalt gegen Polizisten nahm zu!
  • Cyberkriminalität nahm zu!
  • Diebstähle von Kraftfahrzeugen und Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen nahmen zu!
  • Vermögens- und Fälschungsdelikte nahmen zu!
  • Anrufstraftaten, wie z.B. der Enkeltrick, und Betrugsmaschen wie “falsche Polizeibeamte” nahmen zu!
  • Wirtschaftskriminalität nahm zu!
  • Politisch motivierte Kriminalität im Bereich “ausländische Ideologie” nahm deutlich zu!
  • Straftaten gegen das Leben (Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, fahrlässige Tötung) nahmen zu!
  • Die Straftaten im Kontext der Zuwanderung nahmen beispielsweise bei tatverdächtigen Nigerianern um 56,3% zu!
  • Die Fälle angezeigter Korruption nahmen um 20% zu!
  • Linksextremisten haben vermehrt Hausbesetzungen vorgenommen! Auch linksextreme Gewaltdelikte nahmen zu.

 

Im Neckar-Odenwald-Kreis ist es ähnlich. Man sollte einen genauen Blick auf die einzelnen Kriminaldelikte werfen, bevor man pauschal von sinkender Kriminalität spricht. Oder plakativ formuliert (unter Bezug auf eine frühere Studie zum Abbau von Polizeiposten in Baden-Württemberg): Was bringen weniger Fahrraddiebstähle, wenn die Autodiebstähle dafür zunehmen?

 

 

Kriminalität 2018 im Neckar-Odenwald

69% mehr Sexualstraftaten gab es 2018 im Neckar-Odenwald-Kreis beispielsweise. Ein Anstieg von 71 auf 120 Fälle. Auch die gesamte Kriminalitätsbelastung ist im NOK 2018 gestiegen – wenn auch nur um 1,1% auf 3.356 Fälle. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote im Neckar-Odenwald um 2,3%. Sorgen machen auch die 8 Straftaten gegen das Leben (Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung) – von denen es im Vorjahr ebenso schon 8 Fälle gab. Dies hohe Zahl an Fällen nicht senken zu können, ist ein Problem.

Zudem stiegen im Neckar-Odenwald-Kreis u.a. die Vermögens- und Fälschungsdelikte (+7,6% auf 905 Fälle), die Rauschgiftkriminalität (+6,9% auf 557), die Computerkriminalität (+21,8% auf 67), die Straßenkriminalität (+8,1% auf 763) und die Gewalt gegen Polizeibeamte (+40% auf 35).

Die Gewaltkriminalität von Asylbewerbern und Flüchtlingen stieg 2018 im Neckar-Odenwald-Kreis um 5,2% an. Das waren 181 Fälle. Zur Gewaltkriminalität zählen Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raub, Körperverletzung, Erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme und weniger realitätsnahes wie Angriffe auf den Luft- und Seeverkehr.

 

Fazit: Anders als der CDU-Innenminister sehen wir daher keinen Grund zur Freude über diese Kriminalstatistik.

 

Die Statistik vom Polizeipräsidium Heilbronn finden Sie hier. Die von Baden-Württemberg hier.