Die Neckar-Odenwald-Kliniken sind ein Grund- und Regelversorger. Doch “einfache” Fälle werden schlechter vergütet, weshalb die Kliniken seit Jahren hohe Verluste schreiben. Die AfD ist trotzdem für den Erhalt von allen Krankenhäusern, auch im Neckar-Odenwald. Diese müssen keine Gewinne machen. Doch irgendwann wird es schwer für den Landkreis, die Verluste noch stemmen zu können. Hier sind die Krankenkassen und die Bundespolitik gefragt.

“So seien etwa die Kliniken für Innere Medizin in Mosbach wie in Buchen trotz voller Auslastung (2018 sogar über die 100 Prozent) hoch defizitär. Der Vorsitzende des Kliniken-Aufsichtsrats spricht in diesem Zusammenhang von einer „systemimmanenten strukturellen Unterfinanzierung der Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung im ländlichen Raum“.

Untermauert sieht [Landrat] Brötel diese These unter anderem von den 1,5 Millionen Defizit, die allein auf die Notaufnahmen entfallen: Trotz 126 Euro ermittelter Fallkosten bekomme man gerade mal ein Drittel vergütet, den Rest lege man drauf. Die „Verweigerung einer angemessenen Bezahlung“ der Krankenhausleistung ist für den Landrat „schlicht ein Skandal“.”

Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) vom 20.07.2019

Klare, aber in diesem Fall absolut richtige Worte des Landrats und des Landkreises, denen sich die AfD-Fraktion im Kreistag Neckar-Odenwald anschließt. Es ist kein Fehler der Kliniken oder Träger, wenn über 50% der Krankenhäuser defizitär sind.

Wir fordern von der kassenärztlichen Vereinigung eine höhere Vergütungsvereinbarung für Baden-Württemberg, da gerade in unserem vergleichsweise teuren Bundesland unterdurchschnittliche Vergütungen an die Krankenhäuser fließen.

Noch mehr aber fordern wir von der Bundespolitik eine Nachbesserung beim System der Fallpauschalen. Es kann nicht sein, dass hier Landkreise, Krankenhäuser und letztlich Patienten im Stich gelassen werden, weil man keine ausreichende Finanzierung – gerade auch für einfache Fälle – ermöglicht.

Gleichzeitig sitzen die Krankenkassen auf Milliardenreserven. Reserven sind gut, aber nicht auf Kosten der aktuellen, benötigten Leistungen. Krankenhäuser müssen keine Gewinne machen, aber man darf die öffentlichen Träger mit den Verlusten auch nicht im Stich lassen.

Hintergrund:
Die Verluste der Neckar-Odenwald-Kliniken lagen 2016 bei 6,5 Millionen Euro, 2017 bei 5,3 Millionen Euro und 2018 bei 7,1 Millionen Euro. Die Mitarbeiter werden nach Tarif bezahlt, was alleine 2018 eine Steigerung der Lohnkosten von 1,8 Millionen Euro bedeutete.

Für die über 60.000 Patienten im Jahr (2018: 18.238 stationär, 43.707 ambulant) gibt es keine Alternative. 60.000 Patienten könnte kein benachbartes Krankenhaus mal eben aufnehmen, weshalb eine Schließung der Kliniken in Mosbach und Buchen keine Option sein kann.

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