Update 23.09.2019: Bitte beachten Sie den neuen Beitrag hier.

Es dürfte den Naturschutzverbänden BUND, NABU und dem Landesnaturschutzverband nicht gefallen, doch mal wieder kämpfen sie (unfreiwillig) auf derselben Seite wie die AfD. Im Gewann Welscheberg bei Hainstadt (Buchen) möchte “ABO Wind” vier neue Windkraftanlagen errichten (Übersichtskarte). Sie sollen eine Gesamthöhe von 212 Metern und eine Nabenhöhe von 149 Metern haben. Der Gemeinderat Buchen befürwortet den Windpark.

Glücklicherweise lehnte das Landratsamt ab. Begründet wurde die Entscheidung auf 100 Seiten mit massiven Bedenken wegen des Schwarzstorchaufkommens im faktischen Vogelschutzgebiet. Auch das Regierungspräsidium Karlsruhe stellte sich hinter das Landratsamt. NABU und BUND kritisieren, dass der geplante Windpark der europäischen Vogelschutzrichtlinie widerspreche. In einem Radius von zehn Kilometern um den Windpark lägen mehrerer Bruten vor. Insgesamt sei von einer signifikanten Erhöhung des Todesrisikos auszugehen. “Würden die Anlagen errichtet, verstoße dies gegen das in Paragraf 44 Bundesnaturschutz festgeschriebene Tötungsverbot.”

Leider gewann ABO Wind nun vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe. Die Windenergieanlagen würden dem Schutzzweck des Naturparks Neckartal-Odenwald nicht zuwiderlaufen. Wir hoffen, dass gegen das noch nicht rechtskräftige Urteil Rechtsmittel eingelegt werden.

Der AfD im Neckar-Odenwald war von Beginn an klar, dass die Windkraft leider ein Dauer-Thema im Neckar-Odenwald bleiben wird. Auch die Wähler in Buchen hatten es in der Hand, bei sich für einen (größeren) Wechsel im Gemeinderat zu sorgen.

Angeblicher Klimaschutz hintertreibt echten Umweltschutz

Wir meinen: es kann nicht sein, dass wir einerseits zum Schutz einzelner Amphibien extra Krötentunnel bauen oder für das Töten von Wespen Strafen von bis zu 5.000 Euro verhängt werden können, andererseits aber tausende Greifvögel durch Windkraftanlagen sterben (bei manchen Arten sogar der Bestand gefährdet wird), sowie Milliarden an Insekten vernichtet werden. So errechnete das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, dass bis zu fünf bis sechs Milliarden Insekten täglich (!) durch Windkraftanlagen sterben könnten – was aber ausgerechnet ABO Wind direkt relativieren durfte.

Da wundert es auch nicht, wenn der NABU schon vor langer Zeit auffällig viele Fälle von Greifvogelverfolgung kritisierte, d.h. zunehmende Verdachtsfälle von illegaler Zerstörung oder gar Tötung von Vögeln in der Nähe von geplanten Windkraftprojekten, damit die Tiere nicht das Projekt gefährden. Eine Studie in Indien zeigte, dass im untersuchten Gebiet drei Viertel aller Raubvögel von Windkraftanlagen eliminiert wurden, was das gesamte Ökosystem durcheinander brachte.

Wohlgemerkt müssen die Tiere gar nicht zwingend von den Anlagen erwischt werden: An den Spitzen erreichen Rotorblätter Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern in der Stunde, dahinter entsteht ein starker, tödlicher Unterdruck. Dieser Druck-Unterschied lässt Fledermäuse regelrecht implodieren, schreibt beispielsweise die Welt, was über 250.000 Fledermäuse jährlich das Leben kostet.

Der angebliche Klimaschutz konterkariert den wirklichen Umwelt- und Tierschutz. Die Tatsache, dass Tiere und Insekten auch durch andere Ursachen sterben, entlastet die Windkraftanlagen natürlich in keiner Weise.

Dazu kam erst im Juli eine Schweizer Studie, dass durch mehr Wald mehr CO2 gebunden werden könnte. Die großflächige Abholzung von Wald (sogar Staatswald!) für Windkraftanlagen, befeuert durch grüne Landesregierungen, ist umso absurder.

Massiver grüner Lobbyismus

In dem Zusammenhang sollte man stets den Lobbyismus im Hinterkopf behalten: Beispielsweise wurde die Ex-Grünen-Chefin Simone Peter zur Vorsitzenden des Bundesverbands Erneuerbare Energie und damit oberste Öko-Lobbyistin. Derselbe Bundesverband ist Sponsor/Aussteller der Parteitage der Grünen. Zudem bekamen die Grünen hohen Spenden aus der ihnen nahe stehenden Energieindustrie, beispielsweise von der Ostwind AG, von IBC Solar, von der Projektgesellschaft für regenerative Energiesysteme und GP Joule. Die ARD-Doku “Der Milliarden-Irrsinn mit der Windenergie” stellte zudem fest, dass Windräder in vielen Gemeinden ausgerechnet auf Flächen stehen, die örtlichen Politikern gehören.

Die frühere Energieministerin von Rheinland-Pfalz Eveline Lemke (Grüne) wechselte ein Jahr nach ihrer Amtszeit in den Aufsichtsrat von ABO Wind, also das Unternehmen, welches in Buchen bauen will. Auch Joschka Fischer (Grüne) ging zu RWE, wobei die RWE-TochterInnogy SE” (gehört bald zu E.ON) alleine mit erneuerbaren Energien 37 Milliarden Euro Umsatz macht, während die “konventionelle” Muttergesellschaft gerade mal auf 13,4 Milliarden kommt.

Die Ex-Parteichefin der Grünen Gunda Röstel wechselte in den Aufsichtsrat von EnBW. EnBW wird von den Grünen gerne wegen (nur noch zwei in Betrieb befindlichen) Kernkraftwerken und ein paar konventionellen als “Gegner” dargestellt, doch ist EnBW auch einer der größten Betreiber von Wasserkraftwerken und Windparks – deutschlandweit und sogar im Ausland. 2017 kamen bereits über 55% der Energie von EnBW aus “erneuerbaren Energien“. Ähnlich verhielt es sich mit Rezzo Schlauch, der nach seiner Zeit als Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion in den Beirat der EnBW wechselte.

Sogar im ständigen Wechsel funktioniert das Ganze: Uwe Leprich war Referent für Energiepolitik im hessischen Umweltministerium, kam in den Aufsichtsrat von ABO Wind und wechselte später zum Umweltbundesamt, um die Abteilung Klimaschutz und Energie zu leiten. Danach kam er wieder in den Aufsichtsrat von ABO Wind.

Wenn sich Vertreter der Grünen für Windkraft einsetzen, dann sollte jedem klar sein, dass es weniger um die Umwelt, sondern entweder um ideologische Ziele oder eben knallharten Lobbyismus geht.

Nur die AfD kritisiert konsequent den schlichtweg nicht wirtschaftlichen Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg. Wir sind nicht generell gegen Windkraft, wollen sie aber nur dort sehen, wo auch wirklich genügend Wind weht (primär in der Nähe von Küsten) und niemand beeinträchtigt wird.

Update 02.09.2019:

Die Grünen im benachbarten Main-Tauber freuen sich gerade, dass die Direktkandidatin des Odenwald-Tauber Charlotte Schneidewind-Hartnagel in den Bundestag nachrücken wird. Der Grund dafür ist, dass die Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae (Grüne) ihr Mandat aufgibt “und in die Wirtschaft wechselt”, wie die Grünen schreiben.

In Wirklichkeit wird die wirtschaftspolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion Kerstin Andreae Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft. Damit macht sie künftig Lobbyismus für 1900 Unternehmen der Strom-, Gas- und Wasserwirtschaft. Die FAZ schreibt zu ihren Lobby-Tätigkeiten:

“Kerstin Andreae gilt als einer der Treiber für die stärkere Öffnung der Grünen hin zur Wirtschaft. Im vergangenen Herbst rief sie den „Wirtschaftsbeirat“ der Partei ins Leben, ein illustres Gremium mit rund 50 Managern, manche Grünen-nah, viele aber auch eher Grünen-fern. Thomas Jorberg, Chef der Öko-Bank GLS, ist ebenso dabei wie BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller, Hagen Pfundner vom Pharmakonzern Roche und Christian Knell von Heidelberg Cement. Das jüngste Treffen fand Anfang Juni in einem Hotel im Berliner Szenebezirk Friedrichshain statt. Zum Sommerabend der Fraktion in der Nachbarschaft nahmen die Grünen die Wirtschaftsleute später gleich mit.”

FAZ vom 05.08.2019

Und wussten Sie, dass der “Bundesverband WindEnergie e.V.” laut der Auswertung von Abgeordnetenwatch 2018 der 4. größte Anzeigenkunde in Mitglieder-Magazinen der Altparteien war?

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Mehr zum Thema der WKA-Anlagen in Buchen: